Hallo ihr Bücherwürmer,
„Die Halbinsel Höri versinkt im Schnee, ihre Bewohner sind in einer weißen Falle gefangen. Kommissar Sito wollte hier eigentlich ein paar ruhige Tage verbringen, doch da versetzt ein Wolf die Menschen in Angst. Die Lage spitzt sich zu, als eine Schriftstellerin ermordet aufgefunden wird – inmitten zahlloser Manuskriptseiten, auf denen immer wieder ein Name steht: Sito. Als am Neujahrstag auch noch ein Kind verschwindet, gerät Sito in einen Strudel aus Lügen und Gewalt. Und die Jagd auf den Wolf beginnt…“
Autor*innen: Tina Schlegel
Titel: Der Wolf vom Bodensee
Preis: 11,90€
Übersetzung: –
Erscheinungsdatum: 24.01.2019
Verlag: Emons Verlag
Seitenzahl: 352
ISBN: 978-3-7408-0470-1
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Das Setting um Gaienhofen und Hemmenhofen, die Beschreibungen der Internatsschule und der Umgebungen und natürlich des Bodensees waren für mich tatsächlich sehr unterhaltsam, da ich dort zur Schule gegangen bin und fast jeden beschriebenen Ort erkannt habe. Der Plot und die Schreibweise haben sich für mich dagegen leider befremdlich tagebuchartig und sehr zäh sowie teilweise irgendwie psychisch anstrengend angefühlt.
Ein Kriminalfall mit verschiedenen Wendungen, Wirklichkeitsverzerrungen und Facetten (Sebastian Fitzek hätte daraus sicherlich einen weiteren meisterhaften Thriller zaubern können), der bei mir aber viele Fragen und Logiklücken offen gelassen hat und dessen großer Zusammenhang ein ominöser, vermenschlichter weißer Wolf ist.
Bisschen haarsträubend und Kopfschmerz erzeugend – 1,5/5 Sternen
Zusätzlich zum Feedback habe ich die Mädels dieses Mal wieder um eine Kreativaufgabe gebeten. Sie sollten sich ausmalen, wie es wohl zu dem One Night Stand von Anette Walters und Anton „Plätscherkopf“ Huber gekommen ist, aus dem dann die kleine Melli entstand. Wir können gespannt sein.
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Karina:
„Mit Abstand eines der schlechtesten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe.
Man merkt wirklich, dass die Autorin eigentlich Drehbücher schreibt. Der Stil in der die Geschichte geschrieben wurde, erinnert nämlich sehr an diese Struktur. Am Anfang gibt es einfach zu viele POVs, die nach und nach zusammengeführt werden. Dabei werden einem so viele neue Charaktere vorgestellt, dass man schnell durcheinanderkommt. Als die Figuren sich dann endlich alle getroffen haben, wurde die Geschichte stringenter. Dennoch: Die Charaktere sind unsympathisch, der Fall langweilig und das Ende, bezüglich der Entführung, ist deutlich vorhersehbar. Dieses Buch wird somit das Einzige sein, was ich von Schlegel lesen werde.
2/5 Sternen“
Zu Anette und Anton:
„Im Buch erfahren wir, dass sich die beiden bei einer Party getroffen haben. Dies wäre also unser Startpunkt. Durch das Alter von Melli kann man errechnen, dass wir uns wohl irgendwo in den 2000ern befinden. Ich denke, dass die beiden sich bereits kannten, da das Städtchen im Buch nicht besonders groß ist und anscheinend jeder jeden kennt.
Nun stellen wir uns also vor, dass Anette gerade auf einer Party tanzt. Das ganze natürlich zu Hits wie „Hips Don’t Lie“ und „Pokerface“. Gleichzeitig denke ich, dass Anton nicht auf eine Party gehen würde. Wir erfahren im Buch, dass er das Wasser bereits seit Kindertagen hört, somit kann ich mir gut vorstellen, dass er auch damals schon ein Außenseiter war. Also trifft die angetrunkene Anette bei einer kurzen Zigarettenpause Anton, der zufällig vorbeikommt. Die beiden kommen ins Gespräch, trinken vielleicht etwas zusammen und dann nimmt Anette ihn mit nach Hause.
Kam am nächsten Tag die Reue? Wir wissen es nicht. Melli scheint sie allerdings sehr geliebt zu haben. Anton erfuhr erst Jahre später etwas von seiner Tochter, vielleicht auch, weil Anette nie wirklich Gefühle für ihn hatte, da es sich um einen One Night Stand gehandelt hat.“
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Franzi:
„Die Handlung von ‚Der Wolf vom Bodensee‘ erinnerte mich stark an eine Folge Tatort und leider bin ich davon kein Fan. Mir ging es persönlich zu langsam, zu unspannend voran. Dazu kam, dass die Dialoge sehr flach und geskriptet wirkten, da niemand wirklich so Konversation führen würde und es eher wie eine Geschichte aus einem Schulaufsatz wirkte, bei welchem ein 5. Klässler die neuerlernten rhetorischen Mittel angewandt hat.
Schön war die Landschaft und die Vorstellung, dass unsere Catly da aufgewachsen ist. Die Handlung hat’s mir persönlich aber schwer gemacht, dass ich weiterlesen hätte wollen. 2/5 Sternen.“
Wie hätte die Nacht des Techtelmechtels zwischen Anton Huber und Anette Walters aussehen können?
„Vermutlich hat unser Anton auf einer Dorfveranstaltung nach ein paar Bier (auf beiden Seiten) angefangen seinen geliebten oder verhassten Hesse zu zitieren, was Anette dann vom Stuhl oder der Bierbank fallen lassen hat. Wie er im Zustand des Betrunkenseins noch Hesse rezitieren konnte, hat ihr Herz höherschlagen lassen.
Daraufhin hat sie ihn unter irgendeinem Vorwand aus dem Festzelt gelockt und ihn verführt. Am nächsten Morgen hat sie es dann bereut, weil sie auf Hesse angesprungen ist und hat es für immer totgeschwiegen.“
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Sassie:
„‘Der Wolf vom Bodensee‘ entführte uns passend zur Jahreszeit in das verschneite Gaienhofen. Der Anfang war etwas verwirrend, jedoch nahm die Spannung nach dem anfänglichen Stolpern doch zu. Was der Wolf für eine Rolle gespielt hat, blieb für mich zwar bis zum Ende ein Rätsel. Das Buch würde sicher ganz gut als trashiger Tatort durchgehen. 3 von 5 Sterne.“
Antons und Anettes „One Night Stand“-Geschichte:
„Ich finde die Zusatzaufgabe von Catly ziemlich schwierig, aber here we go:
Anette betritt die Buchhandlung im Ort. Sie sucht nach einem Ratgeber über Hunde. Ihr Mann und sie planen, einen kleinen Welpen zu adoptieren. Dafür wollte sie sich ein paar Tipps und Tricks anlesen, damit der Start mit dem kleinen Vierbeiner für alle Beteiligten am entspanntesten verläuft. Gedankenverloren streift sie durch die Regale und sucht mit schief gelegtem Kopf nach dem passenden Titel. Am Ende der Reihe verheddern sich ihre Füße und sie droht mit voller Wucht auf den Boden zu fallen. Starke Hände greifen vor dem Aufprall nach ihr und verhindern das Schlimmste. Erstaunt schaut Anette in das Gesicht ihres Retters und erkennt Anton, den Dorfdepp, den alle anderen im Dorf auch ‚Plätscherkopf‘ nennen. Er ist als Kind damals fast ertrunken und beklagt seitdem ein Plätschern im Kopf. Stotternd bedankt sie sich bei ihm und erkennt, dass er im Eifer des Gefechts ein Buch hat fallen lassen. Anette richtet sich auf und hebt dabei das Buch auf. ‚So einfach geht Hundeerziehung‘, steht auf dem Einband. Sie schaut Anton in die Augen. ‚Haben Sie etwa einen Hund?‘, fragt sie ihn. Er wich ihrem intensiven Blick aus und schaute zu Boden. Ein kurzes Nicken war seine einzige Antwort. Sie reichte ihm das Buch zurück. ‚Sie müssen mir unbedingt mehr dazu erzählen. Mein Mann und ich wollen gern einen kleinen Welpen adoptieren. Vielleicht können wir so wieder näher zusammenrücken.‘ Anton nahm ihr das Buch aus der Hand und verschränkte seine Hände mit dem Buch vor seinem Bauch. Erwartend schaute er sie an: ‚Wollen Sie ein Stück mit mir Laufen?‘
So machten sich die beiden auf dem Weg nach draußen. Das Gespräch kam anfangs nur zögerlich ins Rollen. Anton war kein sehr ausschweifender Typ, jedoch machte ihm das Thema, über welches sie sprachen, sehr viel Freude. Er erzählte Anette, dass ihm ein Hund zugelaufen sei. Er habe ganz flauschiges, braunes Fell und wäre so verspielt. Anette lächelte, sie wollte den Hund unbedingt kennenlernen. So kam es, dass Anton sie mit auf seinen Hof nahm. Er zeigte ihr den Stall mit den Pferden, welche ganz aufgeregt zu ihm trabten. Sie staunte nicht schlecht und war verliebt in das flauschige Hündchen, welches ihr halb entgegensprang. Anton und sie unterhielten sich noch sehr lange in Antons Stall und kamen sich so immer näher. Anette, deren Liebesleben schon lange nicht mehr so rosarot verlief, wie sie es sich gewünscht hatte, sehnte sich nach körperlichen Kontakt, Umarmungen, Sex und Anton war da. Das Schicksal hatte sie an diesem Tag zusammengeführt. Dieser Tag sollte Anette zukünftig nicht mehr vergessen, da nach kurzer Zeit ihr Leben durch ein kleines Individuum auf den Kopf gestellt wurde.“
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Carla:
„Für mich hat sich das Buch ein bisschen wie ein deutscher Tatort angefühlt. Eigentlich ist es etwas schlecht und komisch, aber wenn man erstmal angefangen hat, kann man nicht aufhören und will wissen, wie es weitergeht. So erging es mir jedenfalls. Ich konnte die Handlung gut verfolgen, fand es spannend und es gab einige Handlungsstränge, die mich besonders gereizt haben. Die ganze Szenerie am Bodensee hat auch zum Tatort-Feeling gepasst. Nach den drei anderen Büchern aus der Heimatrunde war das Buch aber auch eine willkommene Abwechslung.
Von mir gibt’s 3,5/5 Sterne, weil ich das Buch gut fand, es mich aber auch nicht vom Hocker gerissen hat. Passend zum Tatort-Vibe: Solide.“
Zusatzaufgabe:
„Um ehrlich zu sein, will ich gar nicht darüber nachdenken wo, wann und wodurch es bei Anton und Anette hätte knistern können. Irgendwie hab ich so ein einsames Mitleidsding im Kopf. Anette, die Liebe und Gute, und Anton, der Hilflose, der von allen ausgeschlossen wird. Sie hört ihm zu und er fühlt sich geborgen und eins führt zum anderen. So in etwa…“
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Nun muss natürlich auch ich noch meine Theorie dazu abgeben, wie sich Anette und Anton wohl nahegekommen sind. Viel Spaß 😉
Laut Buch begegneten sich die beiden bei einer Party.
Ich stelle mir darunter eine Art Dorffest mit Partyscheune vor, so am Ortsrand. Anettes Mann war an diesem Tag vielleicht verreist, auf einer Geschäftsreise. Möglicherweise waren sich die beiden momentan auch etwas entfremdet. Vielleicht versuchten sie, ein Kind zu bekommen, aber waren bisher gescheitert und das Ganze war zu einer verkrampften Pflichttortur geworden.
Anette war es also ganz recht, dass sie den Abend mal ohne ihren Mann, die Sorgen, Erwartungen und Enttäuschungen, dafür mit ausgelassener Stimmung und ein paar Wein oder Sekt verbringen konnte. Sie trank ein bisschen zu viel und tanzte mit den anderen. Irgendwann verklang die alkoholisierte Euphorie und Anette wurde es zu voll und stickig in der Scheune. Sie trat nach draußen, um ein paar Minuten für sich zu sein, und setzte sich auf eine Bank in der Nähe, betrachtete den sommerlichen Sternenhimmel.
Plötzlich hörte sie ein Wiehern aus der Dunkelheit, ein Pferd, das Schmerzen litt.
Sie folgte dem Geräusch den Berg hinauf und entdeckte ein Haus mit einer Scheune, die offen stand und in der Licht brannte. Das Wiehern war zu einem leisen Schnauben geworden und sie hörte ein Murmeln. Als sie vorsichtig hineinblickte, erkannte sie ein Pferd, das im Heu lag, ein frisch geborenes Fohlen an seine Seite und einen Mann, der das Fohlen gerade mit einer handvoll Stroh trockenrieb und dabei beruhigend mit dem Pferd und dem Fohlen sprach. Als sie sich ein wenig vorbeugte, klirrte eine Kette am Scheunentor. Anton sah sich erst erschrocken um, dann lächelte er und winkte sie herbei. Sie trat zögernd hinzu und er zeigte Anette das Fohlen und erklärte ihr, wie man sich um es kümmern musste und wie er der Stute bei der Geburt zur Seite gestanden hatte. Das Wunder der Geburt rührte sie an, genauso wie seine Fürsorge und seine naive Zärtlichkeit. So führte das Eine zum Anderen und die beiden landeten im Heu und sorgten ihrerseits dafür, dass neun Monate später noch ein Wunder der Geburt stattfinden würde. Bis dahin würde Anette jedoch wieder nüchtern und zuhause sein, ihr Mann wäre von der Geschäftsreise zurück und beide hätten erkannt, dass sie die Familienplanung nicht so zwanghaft angehen dürften. Dazu würde Anette bald feststellen, dass sie schwanger war und jeden Moment bereuen, in dem sie ihren Mann über die Zeugung des Kindes anlog.
Fall euch das Buch trotz allem interessieren sollte, seid hiermit gewarnt, dass es sich dabei wahrscheinlich um Band 3 der Bodenseekrimis handelt. Das war nicht vollkommen schlimm, aber man muss damit klarkommen, dass häufig auf einen früheren Fall verwiesen wird. Also dann lieber zuerst Band 1 und 2 („Schreie im Nebel“ und „Die dunkle Seite des Sees“) lesen.
Macht’s gut, bis bald
eure Catly



