Book Circle

Book Circle: Ein Fest für Paderborner und ein Schrecken für alle anderen (Gastbeitrag Karina)

Hallo ihr Leseratten,

Diesen Monat haben wir im Rahmen unserer „Heimatrunde“ einen Krimi mit dem Titel „Der falsche Priester“ von Erwin Grosche gelesen. Thematisch ging es für uns somit nach Paderborn. Dort ist Erwin Grosche nämlich eine kleine Berühmtheit. Er selbst beschreibt sich als „Kabarettist, Stadtführer, Schriftsteller und Kinderbuchautor aus Paderborn“. Wenn ihr also vor habt, euch mal das schöne Paderborn während unseres Libori-Festes anzusehen, dann zieht doch vielleicht mal eine merkwürdige und komische Stadtführung von Erwin Grosche in Betracht.

Uns hat in diesem Fall die Stadtführung eher weniger interessiert. Dennoch haben wir uns mit Erwin Grosche in ein gedankliches Paderborn gestürzt.

„Eine unheimliche Mordserie erschüttert das beschauliche Pa­der­­born. Maikötter, Privat­detektiv, der sich bei seinen Er­mitt­lungen gerne als Priester tarnt, hat andere Sorgen. Er muss einen un­treuen Ehemann beschatten. Dass er nebenbei auch noch die Morde aufklärt und so in Paderborn wieder die übliche Ruhe einkehrt, versteht sich für den fal­schen Priester natürlich ganz von selbst. Maikötters Spitzname war Priester, die gesamte Paderborner Unter- und Oberwelt kannte ihn unter diesem Namen. Der Priester kommt, die Hölle naht, eilte ihm der Ruf voraus.“

Autor*innen: Erwin Grosche
Titel: Der falsche Priester
Preis: 2,44€ (gebraucht) – original 9,99€
Übersetzung:
Erscheinungsdatum: 15.08.2016
Verlag: Pendragon
Seitenzahl: 248
ISBN: 978-3-865-32076-6

„Der falsche Priester“ ist definitiv eine Ode an Paderborn. Es macht unglaublich Spaß den einzelnen Figuren durch die Stadt zu folgen und die Orte wieder zu erkennen. Dabei wird humoristisch mit Paderborner Klischees umgegangen und man nimmt sich selbst aufs Korn. Dabei darf der typische Humor von Erwin Grosche natürlich nicht fehlen. In diesem Roman ist er besonders präsent durch eine Horde von Kuchen-Demonstranten, die Paderborn unsicher machen. Dies ist aber nur eine kleine Nebenhandlung und somit nicht der eigentliche Fall.
Der Fall ist nämlich schon kurios genug. Eigentlich wollte unser Priester nur ein Pärchen observieren, da der Mann seine Frau mit einer anderen betrügt. Plötzlich findet sich eine Leiche und das Chaos beginnt. Das Schema ist allerdings schon vor dem Schluss erkennbar, wodurch das Ende des Buches etwas flach ausfällt.
Zwischendurch erhalten wir immer wieder Einblicke in eine Beziehung, die wir bis fast zum Schluss nicht einordnen können. Dies ist auch ein großer Abzugspunkt für die Geschichte. Die Beziehung ist nämlich nicht nur toxisch, sondern es werden Details genannt, die nun wirklich niemand wissen will, wie z.B. ein Schäferstündchen in der RB89. Jeder, der diesen Zug schon einmal betreten hat, weiß wie ekelhaft es dort ist. Der Zug ist nun wirklich kein romantischer Ort für solche Aktivitäten. Diese Seiten hätte man wirklich lieber in den Mordfall investieren sollen. 3/5 Sterne.

Carla:
„Das Buch hat sich angefühlt wie ein Fiebertraum, es war einfach nur wild. Komische Witze in Kombi mit psychotischen Menschen – merkwürdig und skurril. Das, was mir gefallen hat, war die Beschreibung und die Witze von und über Paderborn. Da konnte ich auch mich drin wiedersehen und meine Zeit in der Stadt zu einem gewissen Teil widergespiegelt bekommen. Hätte ich den gleichen Humor wäre es wahrscheinlich ein super Buch für mich gewesen, aber leider muss ich hier passen. Eher was für Menschen die skurrile Witze und Protagonisten mögen. Von mir gibt’s 2/5 Sterne.“

Sarah:
„Ich hatte leider etwas andere Vorstellungen zu unserem Buch ‚Der falsche Priester‘. Da der Autor auch als Kabarettist bekannt ist, dachte ich an eine erheiternde Geschichte rund um Paderborn und dem ‚falschen Priester‘. Jedoch bekam ich langatmige Beschreibungen von Parkbänken und Mülleimer. Unweigerlich hatte ich nach dem Lesen Hunger auf Streuselkuchen. Es hat mich leider überhaupt nicht abgeholt und ich konnte mit der ganzen Geschichte nichts anfangen. Liegt vielleicht auch daran, dass man als Einwohner in Paderborn eher das ganze Hintergrundwissen hat. Man weiß wie groß die Paderquellen sind. Auch die Entscheidung des Autors alle Personen mit Nachnamen anzusprechen, fand ich doch sehr unglücklich, da man auch ab dem ersten Satz einfach so in diese Geschichte geworfen wird und man erst einmal rausfinden muss, wer oder was mit ‚Deckel‘ gemeint ist. Schlussendlich gibt es von mir 1 von 5 Sterne.“

Elli:
„Der Plot des Buchs ‚Der falsche Priester‘ hat mich zu Anfang sehr neugierig gemacht. Ein Detektiv, der sich als Priester verkleidet, klang für mich verheißungsvoll nach Witz, Rätsel und Kriminalfällen. Was mir am meisten im Gedächtnis geblieben ist, ist folgendes Zitat auf Seite 179: ‚Ich mag Regen und Glockengeläut, darum ist es normal, dass ich mich in Paderborn zu Hause fühle.‘ Und genau damit war die Geschichte angefüllt: mit Regen. Und Streuselkuchen.
Die zwei Geschichtsstränge, denen wir folgten, waren schon auch spannend, aber etwas an der Schreibweise war sehr beschwerlich für mich. Zu viele nebensächliche Details zu prominent, wie ein erster Kuss der von den Beschreibungen von Mülleimern in den Schatten gedrängt wird. Und die Auflösung der beiden Fälle kam für mich zuletzt sehr kurzfristig und unvorhersehbar. Da hat sich in meinem Augen wenig angebahnt. Das hat es mir schwer gemacht, zumindest bei dem einen Fall, das logisch und nachvollziehbar zu finden. 2/5 Sterne“

Franzi:
„Erwin Grosche ist in Paderborn eine bekannte Persönlichkeit und definitiv durch und durch Paderborner. Das hat man auch in ‚Der falsche Priester‘ gemerkt, da der Autor nicht nur die Plätze gut beschrieben, sondern auch diesen typischen ostwestfälischen Humor widergespiegelt hat. Das Buch war prinzipiell ganz gut – den Humor muss man mögen. Die Geschichte war etwas eigen, aber okay. Von mir gibt es 3/5 Sternen.“

Abschließen lässt sich sagen, dass die 200 Seiten keinem Paderborner wehtun und man das Buch somit auch mal lesen könnte. Für nicht Paderborner ist der Humor wohl eher weniger geeignet, da man doch einiges an Hintergrundwissen benötigt um den Humor des Autors zu verstehen.

Etwas, was uns alle etwas verwirrt hat, waren die „Kuchendemonstranten“, die in dem Roman immer wieder vorkommen. Mit ein bisschen Hintergrundwissen haben wir erfahren, dass der Autor nicht nur ein Kuchenenthusiast ist, sondern sein Vater auch Bäcker war. Das erklärt schonmal die Liebe zum Kuchen, macht die ganze Demonstration im Roman aber nicht weniger verrückt. Dennoch dachte ich mir, dass es interessant wäre, was der beste Kuchen für uns alle ist. Aus diesem Grund gab es zusätzlich die Aufgabe: „Wenn ihr für einen bestimmten Kuchen demonstrieren würdet, welcher wäre es und warum?“.

Carla:
„Würde ich jemals in meinem kurzen Leben für Kuchen demonstrieren gehen, würde ich wahrscheinlich für Butterkuchen auf die Straße gehen. Den, den es auch immer auf Beerdigungen gibt. Ist wohl nicht so weit entfernt von den Streuselkuchenliebhabern und es ist denke ich die Einfachheit, die ich ebenfalls so mag. Süß und kuchig. Daran kann ich mich sattessen. Nur bitte ohne Mandeln!“

Sarah:
„Wenn ich darüber nachdenke, welcher Kuchen besonders schützenswert wäre, käme mir als erstes der Zupfkuchen in den Sinn. Ich mag den Kuchen sehr gern. Meine Freundin kann den richtig gut backen. Dann ist der noch so schön fluffig innen. Er ist unheimlich lecker. Dafür würde ich protestieren. Der Erhalt des Zupfkuchen nach dem Rezept meiner Freundin. Einfach, weil der nicht so trocken ist und mit Schokolade. Ich liebe Schokolade. Ich glaube ich muss jetzt mal schnell meine Freundin fragen, ob wir am Wochenende Kuchen essen können.“

Elli:
„Ich finde es schwer, einen Kuchen auf den ersten Platz zu heben. Ich liebe Schokokuchen jeglicher Art und Sahnetorten, aber ich glaube instinktiv wünsche ich mir bei einem Bäckerbesuch am häufigsten ein Stück Erdbeerkuchen: so einer mit Biskuitboden, Vanillepudding, Erdbeeren und dieser Gelatineschicht obendrauf.
Warum ist der schützenswert? Nun ja, es sind Erdbeeren! Rote, saftige, süße Sonnenstrahlen, die sich an kleinen Pflänzchen manifestiert haben. Ich hätte aber zu den Kuchen tatsächlich noch einen Punkt, den ich für durchsetzenswert halte:
Die Erdbeerstücke auf dem Kuchen sollten kleiner sein! Wenn halbierte Erdbeeren unter der Gelatineschicht liegen und man nur mit einer Kuchengabel bewaffnet, versucht einen mundgroßen Happen abzuhebeln, dann ist es fast unmöglich diese Erdbeerhälften zu teilen. Stattdessen hat man dann ein Stück mit übergroßem Erdbeeranteil und das nächste Stück weist dort zwischen Gelatineschicht und Pudding ein Loch auf, wo die halbe Erdbeerhälfte hätte sitzen sollen.
Daher esse ich Erdbeerkuchen mit Kuchengabel und Messer. Das fühlt sich ein wenig befremdlich an bei Kuchen. Deshalb sollten die Erdbeeren auf Erdbeerkuchen nicht nur halbiert, sondern vielleicht sogar in Scheiben geschnitten werden.
Für den verbesserten Erdbeerkuchengenuss!!“

Franzi:
„Wenn ich ein Kuchendemonstrant wäre, würde ich mich für eine Eierschecke einsetzen, die man hier in Ostwestfalen eher nicht kennt, da der Kuchen vor allem in Sachsen sehr beliebt ist. Dieser Kuchen erinnert mich an meine Kindheit und ich liebe einfach alles daran. Sollte ich irgendwann mal ein Büchercafé haben, werde ich diesen Kuchen da definitiv fest im Sortiment haben.“

Kuchen kann man wohl als Kulturgut der Deutschen verstehen. Mit dem Wissen, dass Erwin Grosches Vater Bäcker war, lässt sich auch erklären, warum wir so viele Szenen mit Kuchen im Roman finden können.
Ich persönlich würde für die Biskuitrolle demonstrieren. Dazu muss gesagt werden, dass ich wirklich nicht viel Kuchen esse, sondern eher Eiscreme mein Herz erobert hat. dennoch ist es seit Jahren Tradition bei uns, dass es zu meinem Geburtstag eine Biskuitrolle gibt. Das Gute an Biskuitrollen ist, dass es sie in allen möglichen Geschmacksrichtungen gibt.
Du magst es fruchtig? Versuch mal Erdbeere! Lieber etwas mit Schokolade? Das haben wir auch. Noch mehr Creme für dich? Wie wärs mit Vanille? Du willst von allem etwas? Nimm mal Schwarzwälder Kirsch!
Man kann also erkennen, dass die Biskuitrolle für jeden etwas bietet. Aus diesem Grund: „Ein Herz für Biskuit!“

Bis bald,
eure Karina!

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