Hallo!
Um ehrlich zu sein, bin ich in Sachen Märchen nicht besonders bewandert. Vom groben Plot der Märchen hat jeder schon einmal gehört und ja, ich habe auch die ein oder andere Disney Verfilmung im Fernsehen gesehen. Die bekannten Erweiterungen des Märchenkanons wie Nightmare Before Christmas, Ice Age oder die Eiskönigin kenne ich auch. Es gibt allerdings ein Märchen, das für mich in der Kindheit noch enger mit Weihnachten zusammenhing und eine ganze reale sowie geheimnisvolle Rolle in meinem Leben spielte.
Es geht um die Erzählung des Weihnachtsmannes. Kinder haben kein Problem damit, märchenhaftes in ihren Alltag zu integrieren und so glaubte auch ich an den dicken alten Mann mit Rauschebart, der die Geschenke bringt. Zugegebenermaßen fand ich es ein bisschen schade, als ich feststellen musste, dass meine Eltern und der Weihnachtsmann dasselbe Geschenkpapier nutzten. Was ist denn das Weihnachtsfest noch ohne diese märchenhafte und geheimnisvolle Vorstellung? Oder wie der Schokoladenhersteller Ferrero sagen würde: „Was wäre Weihnachten ohne Kinder?“. Eigentlich müsste es aus meiner Sicht richtig heißen: „Was wäre Weihnachten ohne die „Coca-Cola” Werbefigur?“.
Es ist nicht bloß so, dass Firmen wie Disney den Märchenmarkt zum großen Teil beeinflussen, sondern ein großer Teil der Mythen, Rituale und Traditionen werden heutzutage von den Marketingabteilungen der Firmen wie „Coca-Cola“ oder „Ferrero Kinder“ geschaffen. Das ist grundsätzlich überhaupt nicht schlimm. Es war schon immer so, dass Traditionen und Feste auf völlig zusammenhangslose Weise entstanden. So ist der Weihnachtsbaum etwa eine Erfindung der Heiden, die die katholische Kirche bloß übernommen hat, weil er so beliebt in der Bevölkerung war. Ein ehemals heidnisches und von der Kirche verteufelter Brauch wurde so einfach übernommen und scheint heute ein selbstverständlicher Teil des christlichen Weihnachtsfestes zu sein.
Feste wie Weihnachten setzten sich also aus vielen Ideen, Mythen und Werbegags zusammen, die nichts mit dem Christentum zu tun haben müssen. Darum muss man auch nicht an das Christkind, das Christentum oder ähnliches Glauben, um Weihnachten zu feiern. Was zum Fest dazugehört und was nicht, ändert sich immer und immer wieder. Nur eines bleibt gleich: Es braucht einen Grund zum Saufen, (ähm feiern) und sich lieb haben. Das ist auch gut so. Warum wir also genau Weihnachten, Ostern oder Jom Kippur feiern, spielt für die Rituale letztendlich keine Rolle. Die Erzählungen zum Christkind und zum Weihnachtsmann usw. haben natürlich einen wichtigen Anteil an der Traditionsbildung, keine Frage. Das Weihnachtsfest hat die Besonderheit, eine Weihnachtszeit voller Geheimnisse in unsere Gesellschaft zu bringen. Eine märchenhafte Zeit in unserem Alltag zwischen Weihnachtsmarkt und Glühwein, Weihnachtseinkäufen und Familienstreitereien, selbst gebackenen Plätzchen und Schneeballschlachten und dafür lieben wir dieses Fest. Mit all seinen Bräuchen und Traditionen, in denen es keinen einzelnen Urgrund gibt, ist das Weihnachtsfest ein Fest für die Sinne, dass auch den Erwachsenen noch manchmal das Gefühl gibt, im Märchen zu leben.
Einen schönen 4. Advent und eine fröhliche Weihnachtszeit wünscht Valery Horrox 🙂
(Schaut doch mal auf meiner Instagram-Seite nach: mehr.oder.weniger.aktuelles)