My bookish life

In Gefühls- und Gedankenwelt

Hallo ihr Lieben ❤
Heute erwartet euch wieder ein sehr emotionaler Beitrag, den ich aber einfach verfassen möchte, weil er nicht nur den Nerv der Zeit trifft. Dieser Beitrag wird widerspiegeln, wie es mir seit Wochen und Monaten geht und vielleicht ermutigt er euch auch dazu, zu erzählen, wie es euch geht.

Als erstes möchte ich sagen, dass ich so viel vermisse derzeit und ich irgendwie dauerhaft das Gefühl habe, dass dieses etwas mich einnimmt und nach unten reißt. Und wenn ich Bücher lese, zeigen sie mir immer wieder auf, weshalb ich mich so fühle. Mir wird in Büchern gezeigt, wie es sein könnte und wie es eben derzeit nicht ist. Versteht mich nicht falsch: Ich versteh die Maßnahmen und Regelungen und find das auch alles sinnvoll. Mich machen Personen wütend, die so rücksichtslos mit der Situation umgehen und sich gefühlt jeden Tag mit jemand anderem treffen und in Gruppen feiern müssen – natürlich alles ganz privat. Und ich muss nicht auf irgendwelche Influenzer schauen, die das öffentlich zeigen, sondern kann meinen Blick einfach durch mein Umfeld streifen lassen; sei es Familie oder einige Freunde. Und es macht mich wütend.
Aber was genau macht mich da so wütend? Dass sie die Regeln missachten und ihr eigenes Ding machen? Könnte mir ja egal sein, immerhin hängt es ja an ihnen, wenn sie sich infizieren oder eventuell erwischt werden und Strafen zahlen müssen. Aber das ist es nicht, was mich so aufregt. Mich macht es wütend, dass ich seit fast einem Jahr brav zu Hause sitze. Dass ich das Haus nur zum Einkaufen verlasse und einfach hoffe, dass es endlich ein Ende gibt, wenn Leute sich an Regeln halten und somit den Lockdown etc. beenden können. Aber das wir nicht an den gesunden Menschenverstand appellieren müssen, hat sich schon im März 2020 gezeigt, als Klopapier, Nudeln und Hefe zum ersten Mal ausverkauft waren. Es ging weiter, dass Proteste aufkamen, weil Menschen keinen Mund-Nasen-Schutz tragen wollten. Dass Menschen sich in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlten und gegen die Regierung schossen, die das ja nicht dürfte. Und schon da hat es mich gestört, dass Menschen immer nur an sich denken. Das hat gezeigt, wie egoistisch unsere Gesellschaft doch ist, wie egoistisch der Mensch eigentlich sein kann. Oder wie meine Oma immer zu sagen pflegt: „Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an jeden gedacht.“ Genau das hat sich gezeigt im letzten Jahr. Genauso wie meine Wut darüber.

Aber ich habe nicht nur Wut in mir gespürt. Ich spürte auch Verzweiflung. Ich habe Glück, dass ich mit meinem Freund zusammenleben und ich ihn somit immer um mich habe, auch wenn das nicht immer einfach ist. Auch wir hatten im letzten Jahr gute und weniger gute Phasen. Der Frust, der sich über die Wochen und Monate angestaut hatte, brach ab und zu aus einem heraus und der andere musste als Prellbock herhalten. Das war nicht immer fair, aber auch das haben wir überstanden und nach jedem Streitpunkt sind wir letztendlich daran gewachsen.
Doch die Verzweiflung war in so vielen Bereichen zu finden. Das Studium im ersten Online-Semester lief bei mir überhaupt nicht. Von ursprünglich neun Kursen, konnte ich letztendlich 4 abschließen. Das lag nicht an meiner Einstellung zum Studium, sondern vielmehr an der Einstellung einiger Dozenten. Angefangen bei dem Dozenten, der alle seine Kurse gestrichen hatte, weil er keine Onlinekurse machen wollte. Damit war zwei von neun Kursen schon am Anfang gestrichen. Es folgten Dozenten, die keine gerade Linie in ihrem Kurs hatten und impulsiv entschieden, welche Leistungen erbracht werden sollte, am besten bis gestern. Das war sehr nervenaufreibend. Und ich hatte Angst vor dem nächsten Semester, welches etwas besser lief, aber auch dieses Semester war nicht optimal.
Und dann ist da seit Oktober meine Jobsuche, die viel Verzweiflung mit sich bringt. Es ist eine blöde Zeit für Studenten, die eine Aushilfsstelle suchen und man kann schon verzweifeln, wenn man eine Absage nach der anderen erhält und auf Initiativbewerbung keine Antworten bekommt. Alles nicht schön.

Und zuletzt die Trauer in mir. Eigentlich sollte ich glücklich sein, weil ich in einer glücklichen Beziehung bin und trotz der ganzen Beschränkungen regelmäßig digitale Meetings mit meinen Freunden halte. Aber die Traurigkeit in mir überwiegt. Angefangen dabei, dass ich meine Familie vermisse. Ich vermisse es im Wohnzimmer meiner Oma zu sitzen und mit ihr über Gott und die Welt zu reden. Und das, obwohl wir jede Woche einmal telefonieren. Ich vermisse es mit meinem kleinen Bruder zu „kämpfen“ und uns gegenseitig zu ärgern. Ich vermisse es von meinem Papa in den Arm genommen zu werden oder seinen unauffällig stolzen Blick zu erkennen, wenn ich Musik mache. Und ich vermisse es meine Neffen zu kuscheln. Meine Schwester versucht alle ein bis zwei Wochen mit mir zu videotelefonieren, weil mein kleiner Neffe gerne mit mir reden und mich sehen will und das macht mich immer so glücklich. Diesen kleinen Mann zu sehen, wie er sich darüber freut, dass ich mit ihm rede oder ihm zuwinke. Und dennoch macht es mich traurig, weil diese Distanz zwischen uns liegt. Im letzten Jahr war ich ganze drei Mal bei meiner Familie. Im Februar zum Geburtstag meines Papas, um ihn zu überraschen. Dann war geplant, dass wir Ostern rüberfahren, aber da hat uns Corona das erste Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dann waren wir Ende Juni bis Anfang Juli zwei Wochen bei meinen Eltern. In der Zeit war auch die Beisetzung meines Opas, der kurz vorher gestorben war. In den zwei Wochen hatte ich viele schöne Momente mit meinem Neffen, bevor er in den Kindergarten eingewöhnt wurde, aber auch mit meinem Freund, dem ich meine Heimat gezeigt habe und der endlich die liebe Zazzles im Reallife kennengerlernt hat. Es tat so unfassbar gut. Und dann war ich noch einmal im Oktober da. Ich wollte meiner Schwägerin unter die Arme greifen, kurz vor und kurz nach der Geburt meines zweiten Neffen. Aber der Krümel hat sich leider so viel Zeit gelassen, dass sie erst einen Tag vor meiner Abreise aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Meine Fahrt für Weihnachten hatte ich dann storniert und es hat mir sehr viel Tränen geraubt, weil ich so gerne meine Familie wieder gesehen hätte. Aber liebenswerterweise haben meine Schwiegereltern in spe, mich herzlich aufgenommen und versucht mir ein schönes Weihnachtsfest zu bescheren. (Erstaunlicherweise haben sie mich mit den Geschenken, die sie für mich hatten, sehr positiv überrascht.)

Aber was hat das alles mit Büchern zu tun? Ganz einfach: Mit jedem Buch was ich gelesen habe, habe ich gemerkt was ich vermisse und auch mitgefühlt, wenn jemand über das Vermissen erzählt. Derzeit lese ich zum x-mal Die Rote Königin von Victoria Aveyard und ich kann deutlich verstehen, wie es Mare geht, wenn sie ihre Familie vermisst oder auch Angst um jemanden hat. Generell welche Emotionen sie verspürt in ihrer Situation. Aber auch wenn ich an die Again-Reihe von Mona Kasten denke, verspüre ich, dass ich die Uni vermisse. Ich will wieder richtig studieren und wieder Freunde treffen. Ich will wieder feiern gehen und endlich wieder Sachen machen, ohne daran zu denken, was man alles beachten muss. Und vielleicht habe ich die Palace-Saga deshalb so negativ erlebt, weil sie in gewisser Weise Ähnlichkeiten mit der derzeitigen Lage aufweist, aber es hat mich einfach auch noch frustriert schlechte Bücher zu lesen. Im Sommer haben mir (Hör)Bücher geholfen in ferne Länder zu reisen und Geschichten zu erleben. Das hat mir wenigstens seelisch gutgetan. Aber diese Bücher haben auch immer etwas Wehmut mit sich gebracht, weil genau das eben nicht ging. Reisen, Leute kennenlernen und und und.
All diese Gefühle, die ich oben beschrieben habe, treten nicht isoliert auf, sondern sie sind ein Gemisch aus Emotionen, dass täglich in mir kocht und ab und an kommt einfach der Punkt, an dem ich nicht mehr weiß, wie ich mich zusammenhalten soll und dann sitze ich entweder wie ein Häufchen Elend weinend in irgendeiner Ecke oder ich bin wütend und will am liebsten etwas kaputtschlagen.
Wie geht es euch so? Könnte ihr diese Gefühle nachvollziehen? Fühlt ihr euch ähnlich? Erzählt mal 😊

Bis bald, eure Cesca ❤

PS: Am Freitag habe ich meine letzte Klausur geschrieben und die letzte Gruppenarbeit abgegeben. Danach ist so eine Last von mir abgefallen, dass ich endlich wieder das Gefühl hatte, dass ich meine Emotionen raustanzen muss. Also bin ich unter die Dusche gehüpft, habe mich frisch gemacht, mich gestyled und bin anschließend zur Musik von Hannah Montana durch mein Zimmer getanzt und habe lauthals mitgesungen und mich frei gefühlt. In den nächsten 1,5 Monaten schreibe ich zwar einige Hausarbeiten, aber damit komme ich definitiv klar. Ich bin erstmal froh, dass die Vorlesungszeit vorbei ist und ich etwas mehr Luft zum Atmen habe.

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