Hallo ihr Lieben ❤
Gestern gab es eines der bekanntesten Märchen, die in der Weihnachts- bzw. Winterzeit spielen für euch. Ich glaube, jeder hat schon einmal von dem Mädchen mit den Schwefelhölzern gehört. Außerdem ist Hand Christian Andersen einer der bekanntesten Märchenschriftsteller und tatsächlich ist er auch mein liebster Märchendichter, da seine Märchen immer eine gewisse Melancholie in sich tragen. Ihr wisst bestimmt, was ich damit meine.
Heute gibt es ein Märchen aus Schweden, welches ebenfalls von einer sehr bekannten Schriftstellerin stammt. Auch wenn einem vielleicht Selma Lagerlöf nichts als Name sagt, kennt man definitiv ihre Geschichten. Ganz besonders sollte uns ein Werk von ihr in Erinnerung sein: „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“. Heute gibt es für euch ein Märchen, das sich ganz um die Entstehungsgeschichte der Christrose – auch Schneerose – dreht.
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Die Legende von der Christrose – Selma Lagerlöf
Es lebte einmal in Schweden in einem Wald im Gebiet Göinge eine Räuberfamilie. Die war stehts auf der Suche nach Essen und wenn der Räubervater kein Erfolg vom Jagen hatte, musste die Räubermutter mit den Kindern in die nächste Ortschaft ziehen und betteln. Als es wieder einmal so weit war und der Räubervater über Tage hinweg keinen Jagderfolg hatten, ging die Mutter zusammen mit den Kindern den Berg hinab und ging, um nach Essen zu betteln.
Als sie vor dem Kloster hielten, erbettelten sie sich Brote. Eins für die Mutter und fünf kleinere für die Kinder. Die Kinder aßen und schauten, ob es irgendwo noch etwas zu erbeuten gab. Da fand ein kleines Kind einen Eingang am Kloster, der leicht geöffnet stand und die Räuberbande trat ein. Die Mutter erkannte, dass sie in einem Lustgarten standen, welchen der Abt für seine Seele angelegt hatte und der von dem Laienbruder gepflegt wurde. Letzterer hatte auch vergessen die Tür hinter sich zu schließen, sodass die Räuber eintreten konnten.
Als der Laienbruder die Mutter samt Kinder bemerkte, versuchte er sie zu verscheuchen. Doch die Mutter bestand auf das Recht, durch den Garten wandern zu dürfen. Da wurde der Laienbruder noch wütender und drohte mit Gewalt. Als zufällig der Abt vorbeikam und sah, was geschehen war, ging er ruhigen Schrittes zu den Streitenden und sprach: „Wie gefällt ihnen mein Lustgarten, Räubermutter?“
Die Räubermutter ließ den Blick schweifen und antworten dann: „Ihr Lustgarten ist schön, Abt Johannes, aber ich kenne einen noch viel schöneren Lustgarten.“ Diese Antwort überraschte den Abt und er wollte fragen, wo dieser Lustgarten war, doch der Laienbruder sprach schneller und beschimpfte die Räubermutter sehr. „Einen solchen Lustgarten gibt es nicht. Ihr beleidigt den Abt und seine Arbeit so sehr. Schämen solltet Ihr euch.“
Aber die Räubermutter gab nicht nach, zu erzählen, dass sie den Garten wirklich kenne und dieser echt sei. Da fragte der Abt: „Wo finde ich diesen Lustgarten, der so viel schöner ist als der meine?“, und die Räubermutter erzählte, dass in der Weihnachtsnacht der Wald, in dem sie leben zu einem wunderbar himmlischen Lustgarten wird und alles wächst und gedeiht. Auch die wunderschönsten Blumen würden blühen, die nur in dieser einen Nacht blühten.
Das wollte der Abt sehen und sie vereinbarten, dass die Räubermutter am Weihnachtstag ihren ältesten Sohn zum Abt schicken und diesen holen lassen würde. Als Gegenleistung würde er dann den Erzbischof aus Lund erbitten, die Taten der Räuberfamilie verfallen zu lassen, sodass sie wieder unter den Menschen leben konnten. Die Abmachung wurde mit einem Handschlag besiegelt und die Mutter samt Kindern kehrten zurück zu ihrem Wald und Räubervater.
Als der Weihnachtstag da war, wurde der Abt von dem Räuberjungen am Kloster abgeholt und der Laienbruder begleitete den Abt bei seiner Reise. Er hatte schlechte Laune und konnte sich noch immer nicht vorstellen, dass es diesen Garten geben sollte, von dem die Räubermutter geschwärmt hatte. Mit jedem Schritt mehr, den sie taten wurde daher seine Laune immer schlechter und als sie die Räuberhöhle erreichten und der Wald um sie herum nur ein ganz normaler Wald war, wurde er wieder sehr laut und wütend, doch die Räubermutter meinte: „Der Wald verwandelt sich erst um Mitternacht in den Lustgarten.“
Also gingen sie nach drinnen, wo bereits der Räubervater wartete. Die Familie hatte nicht viel und der Abt bekam großes Mitleid mit der Familie, aber sie waren dankbar, dass sie überhaupt diese Höhle hatten. Dann tischten sie ein ärmliches Weihnachtsessen auf und redeten viel mit dem Abt. Als es schließlich spät wurde, gingen sie nach draußen und wieder einmal motzte der Laienbruder, da der Wald noch genauso aussah, wie vorher. Doch die Räubermutter beruhigte ihn wieder und forderte etwas Geduld.
Und kurz darauf verwandelte sich der Wald tatsächlich in einen wunderschönen Garten. Es wurde tageslichthell und die Tiere kamen aus ihren Höhlen hervor. Die Pflanzen trugen Früchte und der Schnee schmolz dahin. Und dem Abt wurde so, als ob er liebliche Stimmen vernahm, die göttliche Lieder sangen. Ihm ging das Herz auf und er erfreute sich des Anblicks und der Atmosphäre. Der Laienbruder konnte nicht mehr an sich halten und schrie über diese Zauberei, die nicht von dieser Welt sein konnte. Da erschrak alles und der Zauber verflog so schnell, wie er gekommen war.
Der Abt, welcher dem Bischof noch Blüte der Rose, welche nur am Weihnachtstage blühte, mitbringen sollte, als Beweis für den Freispruch der Familie, ließ sich auf den Bodenstürzen und vergrub seine Hände in der Erde, um nach der Pflanze zu greifen, die noch ebenso wundervoll erblüht war.
Die restlichen Leute stürzten erschrocken zur Höhle und suchten Schutz. Als sie jedoch merkten, dass der Abt nicht nachkam, gingen sie schauen und fanden den Alten tot und erfroren auf dem Waldboden liegen. Und schuld an all dem war der Laienbruder gewesen, der mit seinem Unglauben das Unheil über ihn gebracht hatte.
Als er im Kloster aufgebahrt wurde, fiel den Brüdern des Klosters auf, dass er etwas verkrampft in seiner Faust hielt und sie öffneten sie und fanden darin eine weiße Wurzel. Die nahm der Laienbruder an sich und pflanzte sie in den Lustgarten des Abtes, wo nichts daraus spross. Als jedoch ein Jahr später in der Weihnachtsnacht ein merkwürdiges Licht aus dem Garten drang, lief der Laienbruder schnell und sah nach.
Da erkannte er, dass die Blume, welche nur in der Weihnachtsnacht blühte, im Lustgarten erblüht war und er schnitt eine Blüte ab und gab sie dem Erzbischof. Somit erhielt die Räuberfamilie ihren Freispruch, aber nie wieder verwandelte sich der Wald in der Weihnachtsnacht in den Lustgarten zurück. Nur die Christblume, wie sie später genannt wurde, erblüht noch heute in dem Klostergarten.
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Was sagt ihr zu dieser Geschichte? Das ist doch schon irgendwie ein richtiges Märchen, wie man es unterm Weihnachtsbaum erzählen würde, oder? Habt ihr eine Lieblingsblume in der Weihnachtszeit? Bei mir wäre es definitiv der Weihnachtsstern, der mit seiner roten Farben und seiner Form immer echt besonders aussieht.
Eure Cesca ❤