Ein abgelegener Bauernhof in einem schwer zugänglichen Seitental von Siglufjörður im Norden Islands: Dorthin verschlägt es in den 1950er Jahren zwei Ehepaare. Doch nach nur wenigen Monaten stirbt eine der beiden Frauen unter rätselhaften Umständen. Sechzig Jahre später taucht ein Foto auf, das zeigt: Die vier waren damals nicht allein dort draußen. Ari, Polizist in Siglufjörður, findet viele Ungereimtheiten. Eine befreundete Journalistin aus Reykjavík, die selbst in einem komplizierten Fall von Kindesentführung und Mord recherchiert, hilft ihm bei der Suche. Was geschah damals wirklich? Und wer ist der mysteriöse Fremde auf dem Foto?
Autor*in: Ragnar Jonasson
Titel: Blindes Eis
Preis: 12,00€
Übersetzung: Helga Augustin
Erscheinungsdatum: 13.10.2022
Verlag: btb
Seitenzahl: 352
ISBN: 978-3-442-77216-2
Meine Meinung
Ich habe sehnsüchtig auf Band drei der „Dark Iceland“-Reihe von Ragnar Jónasson geblickt und über Ostern endlich zum Buch gegriffen. Dabei ist erst einmal zu erwähnen, dass es ab diesem Band eine andere Übersetzerin gibt – was man eindeutig merkt. Und da kommt nun ein großer Kritikpunkt. Es gab sowohl während der „Hulda“-Trilogie als auch zwischen Band eins und zwei der „Dark Iceland“-Reihe einen ÜbersetzerInnen-Wechsel, was absolut gar kein Problem in meinen Augen darstellte, weil es einfach nicht wirklich aufgefallen ist. Natürlich hat jeder Übersetzer/ jede Übersetzerin seinen/ihren eigenen Stil, aber davor haben die ÜbersetzerInnen sich dem Vorgänger/der Vorgängerin angepasst.
Helga Augustin hat das nicht gemacht. Das fällt zum Einen auf, dass sie grundsätzlich den zweiten Vornamen des Protagonisten mitnennt, der in Teil eins und zwei zwar bekannt, aber nie dauerhaft ausgeschrieben wurde. Der Protagonist hieß immer Ari, jetzt ist es Ari Þór und das stört tatsächlich den Lesefluss. Leider müssen wir uns daran gewöhnen, weil auch die letzten beiden Bände von Helga Augustin übersetzt werden.
Des Weiteren könnte diese Übersetzung denjenigen gefallen, die früher bereits kritisiert haben, dass die Sprechweisen in der Handlung zu eingedeutscht und nicht Isländisch genug sind. Auch das fällt stark auf, denn plötzlich gibt es keine Höflichkeitsformeln mehr, sondern jeder wird geduzt. Das ist zwar nicht so auffällig, wie die Sache mit dem Namen, vielleicht wäre dennoch eine Orientierung an den vorherigen Büchern der Reihe empfehlenswert gewesen.
Nun zur Geschichte: Abgesehen von der oben genannten Kritik konnte leider die Handlung auch nicht so überzeugen. Es wirkte zu „runtergespult“, als ob man ein Video auf doppelter Geschwindigkeit schaut. Man bekommt zwar alles irgendwie mit, aber es hat mir persönlich die Tiefe gefehlt. Sachen, die mir aus Band zwei relevant erschienen und von denen ich mir eine Aufklärung erhofft hatte, wurden in zwei Sätzen abgehandelt oder in Nebensätzen erklärt. Das war ein wenig enttäuschend.
Auch der Fall hätte spannender sein können. Nicht, dass es nicht bisschen spannend war, aber es hat mich nicht so abgeholt. Außerdem hatte ich zwischenzeitlich das Gefühl, dass es zu viele Handlungsstränge gibt, die alle irgendwie bisschen vorhersehbar und teilweise sehr unschlüssig waren.
Und dann muss ich auch zu Ari sagen, dass der Charakter irgendwie mit jedem Buch schlechter und unsympathischer wird. Im ersten Teil fand ich ihn und seine Einstellung super und dann kam Teil zwei und er war plötzlich ein ziemlicher Pantoffelheld in seinem Privatleben und scheinbar ist mir der Punkt entgangen, an dem er so geworden ist. Das stört mich richtig und diese Stellen würde ich teilweise echt gern überspringen, weil es diesen jungen Protagonisten so unsympathisch macht.
Alles in allem war „Blindes Eis“ leider eher durchschnittlich. Ich hoffe wirklich, dass „Totenklippe“ – also Band vier – wieder besser wird, sodass ich nicht doch noch von dem Autor enttäuscht werde. Außerdem wurde mir mehrfach versichert, dass die „Dark Iceland“-Reihe sehr gut sein soll und bis jetzt fand ich das auch, aber wenn sie ab Buch drei einfach schlechter wird, dann fände ich das sehr schade.
Von mir gibt es 3 Sterne und ich bin gespannt, was Band vier bereithalten wird, bevor im nächsten Monat dann endlich Band fünf erscheint und die Reihe damit dann komplettiert neuaufgelegt im Handel ist.
Die neue Reihe ist komplett an mir vorbeigegangen. Wie es scheint, kann es nicht schaden, mir diese näher anzuschauen. 🙂
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